Zeitung und Internet vertragen sich nicht

Die meisten Zeitungleser wollen keine Interaktion mit den Journalisten.

Diese These hörte ich heute von einem Bekannten, der intensiv Zeitungen und Zeitschriften liest und ebenso intensiv im Internet unterwegs ist. Wir sprachen darüber, was Printjournalisten tun könnten, um den Wunsch vieler Blogger nach mehr Interaktion zu erfüllen.

Er sagte, diese Blogger seien in der Minderheit und das, was sie schreiben, spiegele auch nicht die Bedürfnisse der Zeitungsleser wider. Die meisten Leser sähen in der Zeitung nur das, was sie tatsächlich ist: ein Frontalmedium. “Sie wollen informiert und unterhalten sein, aber sie wollen nicht mit der Zeitung diskutieren. Dafür suchen sie andere Gesprächspartner und Kanäle.”

“Das ist eine ebenso interessante wie streitbare Auffassung”, antwortete ich ihm. Aber ich konnte sie auch nicht widerlegen.

5 Kommentare zu „Zeitung und Internet vertragen sich nicht“

  • owy:

    Zeitung… das war doch so ein Teil, womit man früher Nachrichten verbreitet hat, oder? ;-)

    Niemand hat behauptet, dass allein in der Kommunikation mit dem Leser die Rettung der Zeitung liegt. Die Tage der Zeitung in der Form, wie sie jetzt ist, sind doch so oder so gezählt – das signalisieren alle wirtschaftlichen Branchenzahlen. Und auch alle Untersuchungen, wie junge Leute heutzutage an Nachrichten kommen.

    Aber träumt nur weiter, dass es schon gut gehen wird. Klappt bestimmt auch noch eine Weile.

    Wenn man in der aktuellen Situation weiterhin einfach stumm vom hohen Ross herunter sendet und die Welt so erklärt, wie es Zeitungsjournalisten heute immer noch tun, wird man sicher auch noch eine Weile das Klientel halten können, das mit dieser Form der Nachrichtenübermittlung sozialisiert wurde. Blöd, dass dieses Klientel immer älter wird und langsam aber sicher ausstirbt.

    Seien wir doch mal ehrlich: Dass es noch keine ernstzunehmende Konkurrenz für die lokale Zeitung aus dem Netz gibt, liegt doch nicht an den fehlenden Möglichkeiten. Die Technik wäre so weit – es fehlt an Menschen, die einfach machen. Und Ideen, dann davon leben zu können. Das ist alles nur eine Frage der Zeit.

    Meine Meinung: Der unnahbare Zeitungsjournalist, der sich heute immer noch zu schade ist, mit dem gemeinen Fußvolk zu reden, hat auf lange Sicht eher die schlechteren Karte. Aber warten wir es einfach ab.

  • Hendrik:

    Es fehlt der “gefällt mir”-Knopf für Kommentare. ;)
    Gut zusammengefasst, Herr Stawowy.

  • Ich sehe das ähnlich wie Peter. Wenn morgen die Huffington Post in Deutschland starten würde (http://www.neunetz.com/2012/09/26/huffington-post-nach-italien-ist-als-nachstes-deutschland-an-der-reihe/), wäre trotzdem noch das Problem vorhanden, dass wir in Sachsen einfach viel zu wenig Onlinemedien haben. Zumindest so, wie sie gestartet ist, ist es hier schwer, weil man ja gar nicht weiß, worauf man sich hier beziehen soll.

    Bei der Sache mit der Interaktion muss man meiner Meinung nach mal fragen, warum und dann kommt man schon auch drauf, worum es geht. Ich will doch als Leser nicht den Kontakt zum Journalisten, sondern im Zweifelsfall die Story hinterfragen oder was dazu beitragen. Der Journalist ist der Erzähler und deswegen ist er an dieser Interaktion beteiligt.

  • owy:

    Hier mal etwas Lesefutter für den Kollegen:
    http://www.vocer.org/de/artikel/do/detail/id/271/%22journalismus-ist-mehr-als-ein-produzierendes-gewerbe%22.html
    Zitat:
    “Es war schon immer so, dass Leute im Café über Texte geredet haben oder über Fernsehfilme. Wir können das jetzt aber noch ein bisschen stärker verfolgen. Wir müssen Menschen dazu bringen, dass sie sich in diese Räume begeben und in diesen Räumen den Dialog tatsächlich pflegen.”
    Das hier gefällt mir auch sehr:
    “Wenn man sich mal vorstellt, ein nicht definiertes Medienhaus wäre ein Krankenhaus, würden wir automatisch verlangen, dass sie auf dem neuesten Stand der Technik Patienten bedienen. Im Journalismus haben wir eine Haltung, die davon ausgeht, dass wenn etwas schon seit 60 Jahren so gemacht wird, es allein dadurch eine besondere Qualität habe.”

  • Ein wirklich interessantes Interview. Allerdings frage ich mich, wann der Mann das letzte Mal mit Journalisten außerhalb seiner Redaktion zu tun hatte. Vermutlich vor 60 Jahren …

    Mindestens so alt sind auch einige Anforderungen an Journalisten, die er im Interview als Herausforderungen der digitalen Neuzeit deklariert.

    Bekanntes neu zu präsentieren, ist aber durchaus üblich in dieser Debatte, wie mir unlängst auch dieses Statement zeigte: http://bit.ly/NMyrYk

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