Warum wir manchmal alt aussehen

mosaic portraits

Jung oder alt? Wir sollten es den Lesern überlassen, wie sie andere Menschen einordnen.

Was unternehmen wir nicht alles, um unsere Zeitungen für ein jüngeres Publikum attraktiv zu machen: Wir veröffentlichen Kinder- und Jugendseiten, senden witzige Nachrichten und Fotos in soziale Netzwerke, duzen unsere Anhänger dort, als wären wir und sie Teil einer großen Jugendgemeinde. Aber in unseren gedruckten Texten verwenden wir manchmal eine Sprache, die uns vor allem jüngeren Lesern gegenüber alt erscheinen lässt.

Neulich begegnete mir in einer Regionalzeitung dieser Textanfang:

XY ist ein aufgeweckter junger Mann, 34 Jahre alt, von Beruf IT-Servicemanager.

Es mag ja sein, dass jemand, der 60 oder 70 Jahre alt ist, in einem 34-Jährigen einen jungen Mann sieht. Aber wie wirkt der zitierte Satz auf Leser unter 25 – also jene, von denen wir uns wünschen, dass sie einmal unsere Inhalte kaufen oder gar abonnieren?

Auf sie wirkt er, als schrieben Rentner in unserer Zeitung für Rentner. Anders gesagt: Eine solche Wortwahl lässt uns ziemlich alt aussehen. Verstärkt wird das in diesem Fall dadurch, dass der vermeintlich junge Mann aufgeweckt genannt und ihm damit eine Eigenschaft zugeschrieben wird, die wir in der Regel nur bei Kindern und Jugendlichen antreffen.

Wir sollten es unseren Lesern überlassen, wann sie einen Menschen jung nennen und wann alt, und uns darauf beschränken, sein Alter zu nennen. Das funktioniert immer noch am besten.

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